Die österreichische Covid-Impfstrategie und Stahlträger haben erstaunlich viel gemeinsam – zumindest aus Sicht der Mathematik. Um die ideale Verteilung der Vakzine zu ermitteln oder die Verformung des Trägers unter Last zu planen, muss man das Minimum von geeigneten Funktionen finden. Christian Clason befasst sich in seiner Forschung mit solchen Problemen der Optimierung und der optimalen Steuerung: „Solche Funktionen ordnen beispielsweise in einem digitalen Bild jedem Pixel einen Farbwert zu oder beschreiben direkt die Ausgaben eines Unternehmens im Verlauf des nächsten Jahres“, führt der Forscher aus. „Das Schwierige dabei ist, dass man selten die gesuchte Funktion selbst direkt kontrollieren kann, sondern sie nur indirekt über eine andere Funktion steuern kann.“ Ein Spezialgebiet des Mathematikers ist die sogenannte nicht-glatte Optimierung, bei der der klassische Ansatz „Ableitung gleich Null setzen“ versagt. „Solche Probleme treten auf, wenn sich das Verhalten der zu minimierenden Funktion sprunghaft ändern kann“, so Clason. Das ist etwa der Fall, wenn ein Eiswürfel in einem Glas Wasser schmilzt. Hierfür effiziente Verfahren zu entwickeln, um sie am Computer lösen zu können, ist eine Herausforderung, mit der sich der Forscher schwerpunktmäßig beschäftigt.
Der gebürtige Münchner Clason war bereits von 2007 bis 2014 an der Universität Graz tätig und habilitierte sich hier. Danach nahm er den Ruf nach Essen an, um im März 2021 für seine „Wunschstelle“, die Professur für Mathematische Optimierung, nach Österreich zurückzukommen. „Graz ist eine traumhafte Stadt; noch mehr schätze ich aber das berufliche Umfeld mit den vielen Kooperationsmöglichkeiten mit KollegInnen am Institut und an anderen Universitäten – zum Beispiel im Bereich der Bildverarbeitung, der Data Science oder der Medizintechnik“, schwärmt der Forscher.