Für die Entdeckung des Enzyms Adipose Triglyceride Lipase, kurz ATGL, und dessen Rolle im Fettstoffwechsel wurde Rudolf Zechner, renommierter Biochemiker am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz, am 30. Mai mit dem Rolf Luft Award 2018 ausgezeichnet. Der Preis wird vom schwedischen Karolinska Institutet, einer der prestigeträchtigsten Medizin-Universitäten weltweit, an der auch das Komitee für die Vergabe der Medizin-Nobelpreise beheimatet ist, verliehen. Geehrt werden herausragende Arbeiten im Bereich der Endokrinologie und der Diabetes-Forschung.
ATGL: Enzym mit großer Wirkung
2004 entdeckten Rudolf Zechner und sein Team, dass die ATGL – ein bis dato unbekanntes Enzym – hauptverantwortlich für die Spaltung von Triglyzeriden ("Fett") im Fettgewebe ist. Dieser bahnbrechenden Entdeckung folgte zwei Jahre später die Erkenntnis, dass ATGL auch in allen anderen Geweben eine maßgebliche Rolle im Fettstoffwechsel spielt. Außerdem konnte Zechner mit seiner Arbeitsgruppe das ATGL-regulierende Protein CGI-58 identifizieren. Diese Entdeckungen führten nicht nur zur molekularen Aufklärung seltener Erbkrankheiten, sondern verdeutlichten auch die wichtige Rolle des Fettabbaus (Lipolyse) bei der Entstehung häufiger Stoffwechselerkrankungen. So stellten Zechners Team und seine KooperationspartnerInnen an der Medizinischen Universität Graz 2011 einen direkten Zusammenhang zwischen Lipolyse und der krebsassoziierten Kachexie, einer lebensbedrohlichen Abmagerung durch den Verlust von Fett- und Muskelmasse, fest oder wiesen die essentielle Bedeutung des Fettabbaus für eine normale Herzfunktion nach. Zuletzt wurde in Zusammenarbeit mit Partnern der Technischen Universität Graz ein ATGL-Hemmstoff entwickelt, der, zumindest in Mausmodellen, die Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber verhindern beziehungsweise therapieren kann.
Laut Preiswürdigung durch die Karolinska Universität hat Zechners Forschung „die Biochemie, so wie sie im Lehrbuch stand, transformiert, Ursachen humaner genetische Krankheiten aufgeklärt und vielversprechende Strategien zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen dargelegt.“ 2015 hatte Zechner bereits den Louis-Jeantet-Preis für Medizin, eine der höchstdotierten wissenschaftlichen Auszeichnungen Europas, sowie 2007 den Wittgenstein Preis, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung Österreichs, erhalten.
Zum Rolf Luft Award:
Der Namensgeber, Rolf Luft (1914-2007), wird auch der „Vater der Mitochondrien-Medizin“ genannt. Er promovierte 1944 am Karolinska Institutet und arbeitete nach einem Forschungsaufenthalt in den USA viele Jahre als Vorstand des Instituts für Endokrinologie am Karolinska Hospital. Berühmt wurde er für seine Grundlagenforschung, die zur Identifikation und Aufklärung zahlreicher Mitochondriopathien, also Krankheiten, die auf fehlerhafte Mitochondrienfunktion zurückgehen, führte. Der Rolf Luft Award wird seit dem Jahr 2000 vergeben, bislang ausnahmslos an Forscher aus den USA, Großbritannien und Kanada.