Vom Klimawandel über Umweltgifte bis hin zum Flächenverbau – die Natur ist vielen Veränderungen und Bedrohungen ausgesetzt. Umso wichtiger sind Schutzgebiete, in denen der Mensch der Wildnis freien Lauf lässt. Diese sind auch für die Forschung interessant, weil sich dort Zusammenhänge, wie etwa zwischen dem Klimawandel und der Biodiversität von Flora und Fauna, „ungestört“ beobachten lassen. Aus diesem Grund hat die Uni Graz vor gut einem Jahr eine Kooperation mit dem steirischen Nationalpark Gesäuse geschlossen. Von diesem Schulterschluss profitierte nun auch eine internationale Gruppe von Studierenden. Vor Ort in der Wildnis erfuhren und erlernten sie, was es für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Naturerbe braucht und wie Management und Monitoring in Schutzgebieten funktionieren.
Ein Ziel während der einwöchigen Exkursion war das Johnsbachtal, das seit Jahren im Fokus intensiver Forschung steht. Ein dichtes Netz an Messstationen – ein Teil des WegenerNet der Uni Graz – dokumentiert dort Temperatur, Niederschlag, Schnee und Wasserstände. Die Messungen liefern der Klimaforschung eine wichtige Datengrundlage. Gleichzeitig findet im Johnsbachtal und im Gesäuse ein Langzeit-Monitoring der Biodiversität von Wäldern, Almen und Gewässern statt, unterstützt durch modernste Fernerkundung, etwa über Satelliten. Hinzu kommen Forschungen zu Grundwasserstrukturen und Sedimenten sowie Studien zu Naturgefahren wie Lawinen und Wildbächen. Darüber hinaus werden die historische und aktuelle Landnutzung in der Region Eisenwurzen und ihr Einfluss auf die Bevölkerung erforscht.
Bildungsprojekt BestNature
Die Exkursion fand im Rahmen des Bildungsprojekts „BestNature“ statt, gefördert durch das Programm ERASMUS+. „Wir wollen jungen Menschen die Komplexität sozio-ökologischer Zusammenhänge direkt vor Ort näherbringen. Daher ist die Zusammenarbeit von Experten und Expertinnen aus verschiedenen Forschungsbereichen so wichtig“, erklärt Projekt- und Exkursionsleiterin Manuela Hirschmugl, Fernerkundungsspezialistin am Institut für Geographie und Raumforschung der Uni Graz.
Bei den Studierenden kam die BestNature Field Week 2025 sehr gut an: „Sie war für uns definitiv ein Highlight unseres Studiums, sagt Moritz Thomaser. „Wir konnten viele verschiedene Methoden der Geographie und Biologie ausprobieren. Neben den fachlichen Inhalten machten vor allem auch die persönlichen Gespräche und der kulturelle, internationale Austausch die Feldarbeitswoche zu einem unvergesslichen Erlebnis." Wissenschaftlichen Input von der Uni Graz lieferten neben der Exkursionsleiterin auch Geograph Harald Zandler, Biodiversitätsexperte Christian Sturmbauer sowie die Hydrologen Martin Masten und Jasper Lammers.
Der Besuch der internationalen Studiengruppe unterstreicht zudem die Bedeutung von Schutzgebieten als Forschungs- und Lernraum. „Es freut mich besonders, dass aus der Kooperation zwischen der Universität Graz und dem Nationalpark Gesäuse auch ein internationaler Austausch entsteht“, betont Alexander Maringer, Forschungsleiter im Nationalpark Gesäuse.